Die Herstellung einer Contouche

Schritt 3: Das Futter


Das Futter ist, wie gesagt, das A und O: Wenn das gut sitzt, paßt auch die Robe. Das Futter muß also perfekt auf dich zugeschnitten sein, während der Schnitt der Robe selber "pi mal Auge" für 3-4 Konfektionsgrößen gut ist. Kleine Ungenauigkeiten im Zuschnitt verzeiht der Oberstoff - wenn das Futter gut sitzt. Dann kann man den Oberstoff sogar auf das Futter aufdrapieren, ohne einen Helfer zum Abstecken zu haben, zumindest größtenteils.

Die beste Methode, ein gut sitzendes Futter zu bekommen, ist, es zu drapieren. Das ist gar nicht so schwer. Wenn Du es versuchen willst, gibt es hier eine bebilderte Anleitung. Dann kannst Du den Teil dieser Seite bis zur Skizze überspringen.

Schneide zuerst das Futter aus Pfuibähstoff zu. Male die Schnittkanten auf den Stoff und gib überall viel Zugabe. Das Rückenteil habe ich schräg an den Stoffbruch gelegt, weil das Futter im Kreuz locker sitzen soll. Wenn Du nicht weißt, ob Dein Schnitt das schon berücksichtigt, kannst Du auf diese Weise unten ein bißchen Weite zugeben. 2 cm sollten reichen. Die hintere Halskante liegt jetzt natürlich auch schräg, das muß begradigt werden.

Am Vorderteil ist es immer gut, an der Schulter sehr großzügig zuzugeben. Im Bild ist eine Zugabe von ca. 4 cm schon mal gestrichelt angezeichnet.

Hefte es locker zusammen und ziehe es, mit den Nahtzugaben nach außen, über dem Korsett an. [Anmerkung: Zieh das Korsett so fest, wie Du meinst, daß Du es einen Tag lang aushalten kannst, nicht fester.]

Es gibt Schnitte/Anleitungen/erhaltene Françaisen, bei denen das Rückenteil ohne Mehrweite im Kreuz aus zwei Teilen zusammengesetzt wird. Der untere Teil der Hintere-Mitte-Naht bleibt dann offen und bekommt Schnürösen. Mit ist das aber zu mühsam. Schnürösen machen ist kein Spaß.

Stecke die Vorderkanten so am Korsett fest, wie Du am Ende die Öffnung vorn haben willst. Oben wird das nahe bei den Brustwarzen sein, unten 5-10 cm auseinander. Laß die Seitennähte von der Achsel senkrecht runter am Korsett feststecken. Zuerst wird das Rückenteil inspiziert: Ist es zwischen den Schulterblättern zu weit, wird die Weite in der hinteren Mitte weggenommen, und zwar oben wie unten (=in Taillenhöhe) gleich viel. Ist es unten zu weit, ist das ok. Steck die mehrweite unten mit Stecknadeln ab.

Im Besipiel war die Zugabe durch das schräg gelegte Schnitteil offenbar übertrieben: So viel solltest Du nicht abstecken müssen! Nur ein ganz kleines bißchen schräg an den Bruch anlegen hätte gereicht. Außerdem war das Futter in der Taille zu lang. Das wird weggeschnitten, sonst liegt es nie glatt.

Dann das Vorderteil: Liegt es glatt an? Wenn nein, gibt es drei Möglichkeiten, die Falten loszuwerden: Man schiebt sie in die Seitennhaht und schneidet den Überschuß dort weg, nimmt an der Vorderkante weg oder macht einen Abnäher.

Im Beispiel zeigen sich leichte Schrägzüge von unten links aus das Armloch zu. D.h. der Stoff muß nach links oben gezogen werden, um ihn glattzukriegen. Dadurch ergibt sich aber eine Falte an der Vorderkante (Bild 2). Ein Abäher bietet sich an: Einfach die Falte ordentlich waagerecht einlegen und feststecken. Wenn Du auf dem Faltenbruch und direkt darunter entlangmalst (Bild 3), ist der Abnäher markiert.

Aber Achtung: Abnäher von der Brust aus abwärts (wie man es ab dem 19. Jh. bis heute oft macht) sind definitv nicht erlaubt und sollten wegen des Korsetts auch nicht nötig sein.

Manchmal wird es nötig sein, den oberen Teil der Vorderkante zwischen Oberkante des Korsetts und Schulter zu begradigen.

Schließlich muß an der Schulter geschaut werden, ob die Träger die richtige Länge und Neigung haben, und ob der Armausschnitt zu eng oder (schlimmer) zu weit ist. An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, daß im 18. Jh. die Schulternähte immer - bei Francaisen und Anglaisen, bei Frauen und Männern - hinter der Schulter liegen und nach außen hin abfallen. Der Schnitt gibt das schon so vor.

Hier sieht man schön, warum ich an den Schultern immer sehr viel zugebe: Hätte ich das nicht getan, hätten ungefähr 6 cm gefehlt. Man sieht die Kante des Rückenteils durch den Stoff blitzen, und selbst die zuvor angestrichelte Zugabe reicht nicht bis dorthin. Das ist bei mir immer so.

Laß dir eventuelle Änderungen gleich am Stoff markieren. Falls das Futter weiter hinunter geht als die Taille, laß dir die Taillenlinie markieren. Das Futter sollte im Rückenteil genau in der Taille enden, nicht drunter, aber auch nicht drüber. An der Seite laß es einen cm länger als Taillenhöhe. Vorne kurvt es dann sanft nach unten. Schneide nun eine Hälfte des Probefutters so zurecht, daß an den enger oder weiter gemachten Stellen die neu gemalte Linie gilt, sonst die ursprüngliche. Füge diesen neuen Schnitt - die Stoffteile selbst oder Papier-Kopien davon - deinem Schnitt hinzu und wirf dafür die ursprünglichen Schnitteile weg. Falls Dein Pfuibähstoff nicht allzu pfui ist (also einfarbig weiß/natur, Baumwolle oder Leinen und kräftig genug) und Du nirgendwo etwas hinzufügen mußtest, kannst Du ihn gleich als Futterstoff weiterverwenden. Aber besser hebst Du ihn als Schnitt-Vorlage für künftige Projekte auf.

Schneide nach den neu gewonnenen Linien aus "richtigem" Futterstoff zu. Gib Nahtzugaben an der Seitennaht und der Schulternaht, eine Umschlag-Zugabe an der Vorderkante. Keine Zugaben an Taille und Armausschnitt, es sei denn, Du möchtest versäubern. Die Breite der Zugaben richtet sich nach deinen Nähgewohnheiten - nimm so viel, wie Du brauchst, um Dich sicher zu fühlen. Wenn der Stoff zum Ausfransen neigt, nimm die Zackenschere oder versäubere. Ansonsten laß die Kanten einfach, wie sie sind, und setze das Teil zusammen.

 

Skizze: Rückenfutter von außen

Zwei schräg aufgesetzte Tunnel für Fischbeinstäbe. Beim aufsetzen der Tunnel werden je zwei Bindebändchen gleich mitgefaßt.

Im Bild gehen die Tunnel bzw. Stäbe höher rauf als im Text angegeben und es sind je drei Bindebändchen. Das liegt daran, daß ich irgendwann gemerkt habe, daß es zwischen den Schulterblättern nichts enger zu machen gibt. Die Tunnel können also kürzer gemacht werden und das obere Bändchenpaar würde ich heutzutage auch ein wenig tiefer setzen.

Die gestrichelten Linien weiter außen zeigen, wo später der Oberstoff am Futter angeheftet wird.

 

So, und nun der Trick, warum das Futter im Kreuz locker sitzen darf, ja sogar soll:
Setze auf beiden Seiten der hinteren Mitte je einen Stoffstreifen von 1-2 cm Breite auf die linke Seite des Futters - also auf die Seite, wo die Nahtzugaben sind. Der Streifen soll von etwas oberhalb der Achsel bis 2 cm über der Taille reichen. Oben sollte er ca. 3-4 cm von der hinteren Mitte weg sein, unten weiter weg - je nachdem, wieviel Mehrweite bei der Anprobe im Kreuz war. Fasse beim Aufnähen der Streifen an der Richtung Rückenmitte weisenden Naht auf jeder Seite zwei schmale Bändchen mit (eins ein wenig unter Unterkante Armloch und eins nahe der Taille), die auf beiden Seiten in gleicher Höhe sitzen1. Lege einen Fischbeinstab (das kann auch ein ziemlich schmaler, schwacher sein) unter den Streifen und schließe die Außennaht sowie oberes und unteres Ende des Streifens, so daß der Stab auf allen Seiten umzingelt ist.

Wenn Du die Robe angezogen und vorn festgesteckt hast, werden die Bändchen zugebunden, so daß alles straff sitzt. Das sollte nur einmal im Leben der Robe nötig sein, es sei denn, Du nimmst öfter mal zu und ab. Es hilft allerdings beim Feststecken der Vorderkanten auf dem Stecker (siehe Anziehen), wenn man jedes Mal die Bänder löst: Dann ist weniger Zug auf den Vorderkanten und man bekommt die Nadeln leichter reingesteckt.

 

Nächster Schritt: Zuschneiden der Robe