Accessoires fürs 18. Jh.

Was man außer den Klamotten sonst noch braucht


Für Frauen

Anstandsrock

Ein nicht allzu weiter, relativ kurzer Rock, zwischen Chemise und Schnürbrust getragen. Soll den Anstand wahren, falls man hinfällt oder ein Windstoß das Panier anhebt - es war schließlich keine Unterhose drunter. Schnitt und Machart wie die Jupe, nur mit weniger Stoffweite, also vielleicht 100-150 cm statt 300.

Unterrock

Mindestens einen sollte man über dem Panier tragen, damit sich die Reifen nicht durchdrücken. Schnitt und Machart wie die Jupe. Anders als man heute meint, sind weniger Unterröcke bei Hitze nicht unbedingt besser. (siehe Mode und Klima)

Taschen

Zwei Beutel aus schönem Stoff oder bestickt, an einem Taillenband befestigt und unter dem Panier getragen. Siehe auch hier. Die Größe ist Geschmackssache bzw. eine Frage dessen, was man transportieren will. Selbst recht große Taschen werden unter den weiten Röcken nicht auffallen, auch wenn kein Panier getragen wird. Handtaschen oder -beutel gab es nicht, auch wenn der "Pompadour" dem Namen nach scheinbar in diese Zeit gehört: Unter dem Namen Réticule kamen die Handgelenksbeutelchen erst dann in Mode, als die dünnen Musselinkleidchen des Diréctoire und Empire daruntergetragene Taschen unmöglich machten.
Hier ein Beispiel

Fächer

Dafür gibt es jetzt eine eigene Seite.

Sonnenschirme

zeichnen sich zumeist durch lange Stiele mit geraden Griffen aus. Grüne Seide war als Bespannung offenbar besonders beliebt. Spitze oder Fransen, wie man sie aus dem 19. Jh. kennt, waren noch nicht üblich: Man hielt den Schirm eher schlicht. Weiteres siehe auf dieser Seite.
Mit Schirmen verhält es sich ähnlich wie mit Fächern: Nur wenige wissen, wie ein authentischer Sonnenschirm auszusehen hat, so daß bei den Authentikwächtern meist selbst die unsäglichsten Dinger durchgehen. Halte Dich aber bei den Ersatzmitteln lieber an antike, evtl. selber restaurierte Stücke der Zeit um 1870-1900, die noch relativ billig hergehen, als an moderne "Repliken" aus Bändchenspitze mit Plastikkappen.
Auf der Webseite des Boston Museum of Fine Arts gibt es einen auf ca. 1720 datierten Schirm zu sehen. (Falls der Link wegen Reorganisation mal nicht mehr tut: Inventarnummer 50.3131) Die Ähnlichkeit mit Schirmen aus der Zeit um 1850 ist zumindest auf den ersten Blick recht groß. Und wieder ist die Bespannung grün.
Das Metropolitan Museum hat einen von Anfang des 18. Jh. (grün!) und einen von ca. 1790.

Schultertuch

Ebenso wie die Haube gilt auch das Schultertuch oder Fichu, das das Décolleté bedeckt, als Tugendwächter. Bürgerliche Frauen legten ganz besonderen Wert auf ihren tugendhaften Ruf, besonders, wenn sie keinen Reichtum hatten, um sie als gute Partie zu empfehlen. Die Mode verlangte von ihnen, die Brust zur Hälfte bloßzulegen; der Anstand und der Pfarrer verlangten, selbige bedeckt zu halten. Dieser Zwiespalt bestand schon seit dem 17. Jh. - damals bestand der Kompromiß im Goller, der von Bürgerlichen teilweise bis Mitte des 18. Jh. getragen wurde. Er wurde vom Fichu oder Schultertuch abgelöst, das in Volkstrachten z.T. bis heute erhalten ist.
Ein Fichu kann ein dreieckiges oder quadratisches, diagonal gefaltetes Tuch sein, je nach Vermögen aus Wolle, mehr oder minder feinem Leinen, Baumwolle oder Seide, ja sogar aus Spitze oder Weißstickerei.

Armstutzen

sieht man auf zeitgenössischen Gemälten fast nie, aber sie finden sich in so großer Zahl in Museen in ganz Europa und Nordamerika, daß sie wohl recht verbreitet gewesen sein müssen. Das ist auch naheliegend, da die Frauenkleidung bis gegen 1780 meist nur ellbogenlange Ärmel hatte, und es ist nun mal nicht das ganze Jahr über warm. Es gibt kürzere und längere Exemplare, mit oder ohne Daumen, aber immer ohne Finger und mit einer Spitze auf dem Handrücken, die oft zurückgeklappt wurde und deshalb meist hübsch gefüttert ist.

Schmuck

Wer ganz sichergehen will, trägt gar keinen Schmuck. Außerhalb höfischer Anlässe ist das durchaus angemessen. Für eine Frau aus einfachen Verhältnissen sind Halsbänder aus Seidentaft der einzige Schmuck in finanzieller Reichweite.
Fingerringe sind mindestens seit der Renaissance belegt, waren aber im 18. Jh. nicht übermäßig beliebt, außer als Eheringe.
Als Halsketten dienten den Reichen einreihige Ketten aus möglichst großen Perlen, ab Mitte des Jh. auch Bänder aus Spitzen und Taft. Auch Halsketten aus Diamanten oder Straß sind geeignet. Ohrringe waren tropfenförmig, entweder entsprechend geformte Perlen oder tropfenförmige Gehänge aus Edelsteinen und/oder Halbedelsteinen. Am Arm fanden sich Bänder aus Perlen oder Brillanten, v.a. nach der Jahrhundertmitte mit Miniaturen als Mitteldekoration. Ab etwa der Mitte des Jahrhunderts sieht man auch Hals- und Armbänder aus mehreren Perlenreihen und Spitzenrüschen (Médicis).
Bürgerliche trugen meist nur ein, zwei Ringe und um den Hals eng anliegende (meist schwarze) Taftbänder, evtl. mit vorn getragenen Silberfiligranschließen, sofern sie sich das leisten konnten. Ansonsten wurden sie eben nur hinten zugebunden. Oft sieht man auch Ketten, von denen Kruzifixe herabhingen. Trachtenschmuck folgt zwar meist den Formen des frühen bis mittleren 19. Jh., geht aber auf das 18. Jh. zurück, so daß man daraus Schlüsse ziehen kann.
Daneben gibt es noch die Châtelaines, an denen entweder die Schlüssel zu Haus, Hof und Vorratskammer aufgehängt wurden – Symbol der Macht über alles Häusliche – oder Uhren, Scheren, Nadelkissen u.ä. Handarbeitsutensilien. Sie wurden mit einem großen, flachen Haken über den Rockbund gehängt.

Für Männer

Knieschnallen

dienten als Verschluß am Knieband der Männer-Kniehosen. Sie wurden oft zu den Schuhschnallen passend als Set gefertigt. Sie unterscheiden sich von den Schuhschnallen duch die Größe und durch die Mechanik: Statt zweier kurzer Dornen hat der eine Flügel einen T-förmigen Bügel, der durch eine knopflochähnliche Öffnung in das Knieband eingehängt wird, der andere einen Dorn, der durch das andere Ende des Kniebandes gestochen wird. Da originale Knieschnallen heute noch seltener zu finden sind als Schuhschnallen, muß man für ein Paar 100-500 Euro hinlegen. Ein Set von Knie- und Schuhschnallen kann man mit etwas Glück für 600 Euro aufwärts erwerben, wenn man denn eines angeboten findet. Es gibt aber auch Repros (siehe Bezugsquellen).


Oben eine Zinn-Knieschnalle (original) mit Zinn-Mechanik. Durch Anklicken vergrößerbar. Größe ca. 3 x 4 cm.

Halsbinden-Schnallen

wurden verwendet, um Halsbinden hinten zu verschließen. Näheres siehe hier. Originale sind extrem selten (ich habe bisher nur drei oder vier zum Verkauf gesehen, meist in England) und entsprechend teuer: ab 200 Euro.

Taschenuhren

waren im 18. Jh. noch sehr teuer und folglich Statussymbole. Manche Hosen haben spezielle Uhrentaschen rechts im Taillenband.
Moderne Taschenuhren mit Kronenaufzug sind nur übergangsweise als Ersatz geeignet, da der Kronenaufzug erst spät im 19. Jh. erfunden wurde. Uhren mit Schlüsselaufzug und ohne Sprungdeckel, wie sie bis zum späten 19. Jh. gefertigt wurden, sind schon um einiges besser, aber immer noch nicht authentisch: Damals trug man Spindeluhren, die dicker sind. Spindeluhren - die fast immer Originale aus der Zeit vor 1850 sind - werden heute ab 300 Euro gehandelt und sind sehr empfindlich, d.h. man sollte vor einem Kauf genau auf Funktionstüchtigkeit prüfen und sie danach nur zu besonderen Gelegenheiten tragen. Dazu gehört dann noch ein Band oder eine Kette (oft mit Petschaft am anderen Ende), die aus der Uhrentasche heraushängt und dazu dient, die Uhr aus der recht tiefen, aber schmalen Tasche herauszuziehen, in die eine breite Männerhand kaum hineinpaßt.

Degen

Mit dieser Materie kenne ich mich aus naheliegenden Gründen überhaupt nicht aus. Ich hoffe, hierfür Gastreferenten gewinnen zu können.

 

Für beide

Schuhe

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, also betrachte die Schuhseite. Beachte die Laschen, die durch die Schnallen gezogen werden. Auch wichtig: Die Schuhe wurden über einen Leisten geschlagen, d.h. links und rechts waren gleich. Hin und wieder vertauschte man die Schuhe, um sie schön symmetrisch auszulatschen, damit nicht irgendwann einer hin ist, der andere aber noch gut - etwa so, wie man es heute mit Autoreifen macht. Die Sache mit dem roten Absatz für Adlige wird, ebenso wie die Geschichte mit den hohen Absätzen auch für Männer, IMHO überbewertet. Rote Absätze galten als fein, weil die Rotfärbung typisch für das teure, aus dem Orient importierte Saffianleder war, aber eine gesetzliche Beschränkung für die Absatzfarbe gab es nicht. Swift schreibt in seinen Anweisungen für alle Arten unerfahrner Dienstboten von Lakaien, die ihren Lohn u.a. für "ausgeflickte Schuhe mit rothen Absätzen" verwenden.

Wenn Du Dir Schuhe zulegst, nimm am besten schwarzes Glattleder: Das paßt zu allem und hält etwas aus. Richtige historische Schuhe sind nicht billig, also sollten sie vielseitig verwendbar und haltbar sein. Moderne und irgendwie umgestaltete Schuhe sind nur für Frauen eine Option, weil man unter dem langen Rock wenig davon sieht - und auch das nicht auf Dauer, denn man sieht doch mehr davon, als man denkt. Für Männer kommen nur Lederschuhe in Frage - fast immer schwarz -, für Frauen auch farbige und mit Stoff bezogene. Hohe Absätze für Männerschuhe waren, anders als oft behauptet, eher die Ausnahme, auf die oberen Gesellschaftsschichten beschränkt und nur relativ hoch, nämlich maximal 4 cm. Die unteren Schichten trugen Rauhleder (nicht zu verwechseln mit Wildleder), das mit Fett und Ruß geschwärzt wurde.
Falls Du Dir richtig authentische, handgenähte Schuhe geleistet hast, wird die Naht, die den Oberteil auf der Sohle festhält, nur von wenigen Millimetern Leder geschützt sein, die sich erstsaunlich schnell ablaufen. Als nächstes laufen sich die Nahtfäden durch und dann löst sich die Sohle ab. Das war auch "damals" schon so. Damit nicht schon bald eine teure Neubesohlung (um die 100 €) fällig ist, empfehle ich, eine Schicht aus dickem Leder - die Sorte, aus der auch die Sohle ist - aufzukleben. Pattex ist zwar nicht A, hält aber gut. Bei Pattex ist nicht die Dauer, sondern die Kraft des Andrucks wichtig. Also ein paarmal kräftig mit dem Hammer draufhauen - gute Schuhe können das ab. Erneuere diese Sohlenauflagen rechtzeitig.

Schuhschnallen

hatten eine Mechanik aus Stahl, seltener Zinn oder Messing, und einen mehr oder minder dekorativen Rahmen aus Zinn, Messing, Silber, Bronze, aus in brillantähnliche Facetten gehämmertem Stahl*. Der Rahmen war evtl. versilbert, vergoldet oder mit Straßsteinen, bei Königs auch mal mit Diamanten besetzt. Die Mechanik besteht aus zwei Flügeln, die an einer zentralen Achse aufgehängt sind. Der eine Flügel hat zwei kurze Dornen, die von oben in eine Lasche des Schuhs gestochen werden. Der andere hat zwei lange Dornen, die von unten in die Lasche gestochen werden, die durch die Schnalle gezogen wird. Frauenschuhschnallen behielten das ganze Jahrhundert hindurch ihre Größe (3-4 cm hoch und 4-6 cm breit) weitgehend bei, während Männerschnallen gegen Ende des Jahrhunderts immer größer wurden (bis zu ca. 6x9 cm). Wer sich keine Schuhschnallen leisten konnte, bohrte Löcher in die Laschen und zog Bänder durch.

Originale werden heute je nach Material und Erhaltungszustand für 60-500 Euro pro Paar gehandelt. Da Exemplare aus gehämmertem Stahl leicht dem Rost anheimfielen und solche mit Straßsteinen irgendwann Steine verloren, sind gut erhaltene solche besonders teuer. Für Schuh-, Knie- und Halsbildenschnallen gilt gleichermaßen, daß die Gefahr, einer Fäschung aufzusitzen, sehr gering ist: Anders als bei vielen anderen Artefakten gibt es keine Verwechslungsmöglichkeit mit Stücken aus dem 19. Jahrhundert oder Repliken**. Moderne Repliken sind leicht daran zu erkennen, daß die Mechanik ebenso wie der Rahmen aus Messing oder Zinn gegossen ist, mit eher stumpfen Dornen. Originale haben meist eine saehr fein gearbeitete Mechanik aus Stahl und spitze Dornen.

Hier eine Frauenschuhschnalle aus Silber oder versilbert, mit Mechanik aus Stahl. Durch anklicken vergrößerbar.

Wie man sie verwendet:
Die kurzen Dornen in die erste Lasche eingehängt; rechts steht die andere Lasche mit den schon gebohrten Löchern weg.
Die andere Lasche durch die Schnalle gezogen und die langen Dornen eingestochen.
Die Lasche ganz durchgezogen. Jetzt sieht man nur noch den Rahmen und die Spitzen der langen Dornen.

Für die Dornen müssen Löcher ins Leder gebohrt werden (z.B. mit einer Ahle oder einem Schaschlikspieß). Damit das Leder nicht unnötig zerstochen wird, sollte man dabei sehr umsichtig vorgehen: Wenn die Löcher nur ein wenig neben der richtigen Stelle liegen, gehen die Dornen evtl. nicht durch oder Schuh sitzt zu eng oder zu weit. Ein korrekt plaziertes Loch aber kann man nicht nahe bei dem falschen Loch bohren, da es sonst ausreißt. Aus dem gleichen Grund sollte man jedem Paar Schuhe genau ein Paar Schuhschnallen zuweisen. Hat man originale Schnallen, die oft nicht exakt symmetrisch sind, muß man obendrein jede Schalle genau einem Schuh zuweisen und sich evtl. sogar merken, wie herum sie eingesetzt wird.

Zieh den Schuh an, lege erste Lasche flach über den Spann und die Schnalle mittig darauf. Markiere auf der Lasche die Stellen, wo die kurzen Dornen auf den Bügel treffen. Verschiebe die Schnalle so, daß nun die Spitzen der kurzen Dornen genau auf den Markierungen liegen. Damit stellst Du sicher, daß die Markierungen nicht versehentlich zu weit auseinender/zusammen sind. Bohre nun zwei Löcher an den Markierungen, hänge die kurzen Dornen ein und schiebe sie so tief in die Löcher wie möglich. Zieh die zweite Lasche durch die Schnalle, zwischen Rahmen und Bügel hindurch, und zieh sehr straff an – so straff, wie es eben geht. Wenn die Schnalle geschlossen ist, wird sie automatisch weniger straff sitzen als das. Klapp die langen Dornen um, als ob Du sie durch die zweite Lasche stechen wolltest. Markiere die Stelle, wo sie auf die Lasche treffen, auf der Innenseite der Lasche. Bohre auch diese Löcher.

Das gleiche macht man mit dem zweiten Schuh, nur daß die Schnalle hier spiegelverkehrt zur ersten sitzen sollte. Ob die langen Dornen nach außen oder nach innen weisen, ist Geschmackssache. Die meisten werden es wohl vorziehen, daß sie nach außen weisen.

 

Strümpfe und Strumpfbänder siehe hier

Spazierstöcke

dienten anfangs nur Männern als eine Art Degenersatz, wurden mit der aufkommenden Polonaise-Mode (ca. 1770) aber auch von Frauen annektiert. Normalerweise waren das gerade Stöcke mit einem mehr oder minder dekorativen Knauf aus Holz, Silber, Elfenbein oder Porzellan. Griffe, die wie ein leicht geschwungener T-Balken auf dem Stock sitzen, heißen bezeichnenderweise "Fritzkrücke" nach dem Alten Fritz, wohl weil er solche Stöcke benutzte, d.h. auch diese Form ist für das 18. Jh. korrekt. Aber ob Fritzkrücke oder Knauf: Die Stöcke waren länger, als man das heute von Opas Stock kennt, nämlich bis etwa zur Taille oder zum unteren Rippenbogen, später v.a. bei Frauen auch bis fast zur Schulter. Etwas unterhalb des Knaufes sitzt oft ein Bügel, an dem an einem Band eine Troddel hängt, oder der Stock ist durchbohrt und das Band durch das Loch gezogen.

Brillen

waren im 18. Jh. noch mehr ein Luxusartikel als sie es heute seit der Gesundheitsreform sind. Im Verlauf des Jahrhunderts konnte sich trotzdem ein immer größerer Personenkreis Brillen leisten. Die Gestelle waren meist aus Stahl oder Messing, seltener Silber oder Gold/vergoldet, recht dünn und leicht. Die Bügel waren kurz und gerade und endeten in kreisrunden Ösen. Gegen Ende des Jahrhunderts wurden die Bügel länger. Diese längeren Bügel hatten ein Gelenk, ohne das die Bügel im zugeklappten Zustand über die Brille selbst hinausgeragt hätten. Um 1800 herum wurden Teleskopbügel entwickelt, bei denen der vordere Teil des Bügels einen Schlitz hatte, und der hintere einen Knopf, der im Schlitz hin und her glitt. Gläser gab es selbstverständlich nur aus Glas; sie waren bei früheren Modellen kreisrund, später im Jahrhundert oval, und sehr klein. Recht- und achteckige Gläser gehören ins früher bis mittlere 19. Jh., ebenso wie über die Ohren nach unten geknickte/gebogene Bügel. Während heutige Gläser von außen gesehen leicht konvex sind und innen, je nachdem, stark konvex (weitsichtig) oder stark konkav (kurzsichtig), waren Gläser des 18. Jh. zumeist auf beiden Seiten geschliffen.

Selbst wenn man in der glücklichen Lage ist, ein passendes Gestell im Antiquitätenhandel gefunden zu haben (sehr oft sind die Gestelle für heutige Schädel zu schmal), ist halbwegs adäquater heutiger Ersatz nur möglich, wenn die Fehlsichtigkeit so gering ist, daß man unentspiegeltes Glas verwenden kann. Allerdings hat sich meines Wissens noch niemand beschwert, wenn moderne, entspiegelte, hochbrechende Kunststoffgläser in ein historisches Gestell eingesetzt wurden. Die wenigsten Leute dürften genug über Brillen wissen, um den Unterschied wahrnehmen zu können. Diejenigen, die etwas wissen, tun dies meist deswegen, weil sie selbst auf eine Brille angewiesen sind - und werden den Teufel tun und Leidensgenossen das Leben schwer machen.

Ich selbst hebe abgelegte Brillen auf und lasse die ausgelutschten Gläser in historische Gestelle einsetzen. Da die alten Gestelle fast immer sehr viel kleiner sind als die modernen, ist das kein Problem. Das kostet normalerweise zwischen 0 und 15 Euro.

*) Cut steel; eine entsprechende deutsche Bezeichnung habe ich noch nicht finden können
**) Mit Ausnahme einiger weniger Volkstrachten gibt es ab ca. 1800 keine Schuhschnallen mit dieser Mechanik. Knie- und Halsbindenschnallen wurden ab ca. 1800 nicht mehr benutzt.