Herstellung einer Riegelhaube
des 18. Jahrhunderts

Teil 4

 

Weiterverarbeitung

Sind alle Teile fertig bestickt, bestreicht man sie von hinten dünn mit Leim. Das ist zwar nicht unabdingbar, aber es hat Vorteile: Der Oberstoff wird etwas versteift, so daß er sich nicht unter dem Gewicht der Stickerei verziehen kann, und die Fadenenden, die man nur schlecht vernähen kann, werden befestigt. Da es sich durch geleimten Stoff schlecht näht, solltest Du zuerst die drei Querborten der Schleife anbringen, sofern nicht schon vor dem Sticken geschehen, und dabei ca. 2 cm Zugabe an jedem Ende lassen, weil wie gesagt das Leimen zu Schrumpfung führt. Die breite Borte am Haubenrand hingegen muß bis nach der Trocknung des Leims warten. Versuche, beim Leimen die Stellen auszulassen, wo Du später voraussichtlich die Borte annähen wirst. Ist der Leim getrocknet, lege noch einmal das Pappteil des Haubenrandes auf und zeichne ggf. die äußere Kante neu auf, denn erst nach der Schrumpfung läßt sich genau bestimmen, wo die Außenkante der Borte zu liegen kommen muß. Ist der Oberstoff des Haubenrandes trotz Zugabe kürzer als das Pappteil, mußt Du entweder das Pappteil kürzen oder ein Stück annähen - die Naht wird unter der aufgesetzten Goldborte verschwinden.

Bevor Du Dich für die eine oder andere Lösung entscheidest, überprüfe, ob die Länge des Haubenrandes mit dem Haubenboden zusammenpaßt: Möglicherweise mußt Du sowieso den Rand kürzen. Stecke dazu Rand und Boden mit quer durchgesteckten Nadeln zusammen, wie im Bild unten links zu sehen. Beträgt der Längenunterschied ca. 5 mm je Ende, ist es in Ordnung: Unter der Schleife wird das nicht auffallen. Bei größeren Differenzen muß etwas von der Pappe abgeschnitten werden.

Nähe dann die breite Haubenrand-Borte auf. In den engen Innenkurven legst Du die Kante in möglichst kleine, dichte Fältchen. Es könnte sinnvoll sein, die innere Kante zunächst nur zu heften, denn wenn später der Haubendraht an der Haube befestigt wird, kann man (muß aber nicht), ihn durch die Pappe hindurch anzunähen. Wenn man die Borte zuvor wieder halb ablöst, kann man die Stiche darunter verbergen.

Nun werden die Pappteile möglichst dünn mit Leim bestrichen und die Futterteile aufgeklebt. Zu diesem Behufe müssen natürlich die Knicke wieder geglättet werden Die Zugaben werden um die Kanten der Pappe herumgeklebt. Wenn der Leim getrocknet ist, lege den Oberstoff auf. Wenn Du ein fertiges Wollvlies benutzt, lege es bei Haubenboden und -rand jetzt zwischen Oberstoff und Pappe, ansonsten schiebe die Wolle/Watte ein, nachdem Du alle Oberstoff-Kanten bis auf eine ans Futter genäht hast. Schlage die Zugaben im Oberstoff nach hinten um und nähe den Oberstoff entlang der Kanten mit überwendlichen Stichen am Futter fest (Bild oben rechts). Das ist leichter, wenn man beim ankleben des Futters um die Kante herum etwas Luft gelassen hat. Hier ein Detailbild der Kante mit teilweise schon angenähtem Oberstoff.


Sind alle Oberstoffteile auf die Pappträger genäht, solltest Du die Knicke wieder einlegen. Die am Haubenboden nähst Du gleich fest, indem Du mehrmals mit starkem Leinenfaden an der Unterkante entlangnähst. Dann werden, wiederum mit starkem Leinengarn, Haubenrand und -boden zusammengenäht, und zwar mit Rückstich ca. 3-4 mm einwärts der Kanten, durch die Pappe hindurch. Dazu steckt man die Teile abschnittsweise mit Stecknadeln zusammen, die quer zur Kante durchgestochen werden (Bild links). Dies ist der zweit-anstrengendste Teile der Prozedur. Achte darauf, den Faden fest anzuziehen und an den Enden der Pappe gut zu vernähen. 2-3 cm von jedem Ende der Naht legst Du je ein Ende des Seidenbändchens zwischen die beiden Lagen und nähst es mit an.

Nun hast Du die Hauben-Grundform, aber sie ist falsch herum (Bild rechts). Die Haube zu wenden, ist der anstrengendste Teil: Die Pappe dazu zu bewegen, sich umzustülpen, erfordert einigen Kraftaufwand. Man darf aber nicht zu viel Kraft auf einmal anwenden, um die Pappe nicht zu sehr zu knicken und die empfindliche Stickerei (vor allem die pappunterlegten Kantillen) nicht zu sehr zu beschädigen. Zuerst muß man den Haubenrand und -boden entlang der Naht eine Weile sanft durchkneten, damit die Pappe sich biegen läßt (vorsichtiges anfeuchten kann dabei helfen), ohne daß sie bricht. Das kann durchaus bis zu einer Stunde dauern. Ist alles gut durchgeknetet, muß man beherzt mit einer Hand auf die Naht zwischen Rand und Boden drücken - zuerst an einem Ende, wo es noch leicht geht, dann allmählich an der Naht entlang - und dabei den Rand mit der anderen Hand herumziehen. Irgendwo in der Mitte der Naht wird die Biegung im Haubenrand erschreckend spitz, man befürchtet bleibende Knicke - aber da muß man durch und immer dranbleiben, bis irgendwann - eureka! - das Ganze nachgibt und sich umstülpt. Dann muß man von innen auf die Naht drücken, evtl. auch etwas draufhämmern, damit sie sich möglichst flach legt.

 

 

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