Führung: Damenmode des 18. Jahrhunderts


Kapitel sechs

here be music Comtesse de La Châtre by Elisabeth Vigée-Lebrun, 1789

Comtesse de La Châtre von Elisabeth Vigée-Lebrun, 1789

 

In den 80ern werden Reifröcke endgültig abgelegt. Kissen über dem Hintern bleiben aber während der ganzen 1780er und bis etwa Mitte der 90er in Mode. Der Modewandel beschleunigt sich auf ein Maß, das erst im späten 19. Jh. wieder erreicht wird: Alle ein, zwei Jahre kommt etwas völlig neues daher, hält sich aber auch nur ein, zwei Jahre lang. Das vorherrschende Kleid ist die Anglaise, die aber einige Entwicklungsstufen durchläuft.

Da gibt es v.a. in den frühen 80ern eine oft schmal gestreifte, vorn geschlossene Variante, die in der Rückenmitte eine lang hinabgezogene Spitze aufweist, an die der Rock in sehr schmal gelegte Falten angesetzt ist. In den späten 80ern hingegen herrscht eine Variante vor, die über der Brust geschlossen ist und auf die Taille zu immer weiter aufklafft.

Dazu kommt als neue Kleidform die Robe à la Chemise, die wie das namengebende Hemd aus weißem Leinen oder dem allmählich in Mode kommenden Baumwollmusselin gemacht ist und nur durch ein paar Schnurzüge halbwegs auf Figur gebracht wird. Es heißt, daß Marie Antoinette die Robe à la Chemise (alias chemise à la reine) zur Mode machte, indem sie sie als Umstandskleid wählte.

Zu allen in den 80ern modischen Kleidformen - vor allem dann, wenn die vorherrschende Farbe Weiß war - wurden gern breite Bandgürtel getragen, deren Enden im Rücken lose herabhingen, während vorn eine hochovale Miniatur saß. Das Dekolleté wurde fast immer züchtig mit einem Fichu bedeckt, das oft so groß war, daß man es im Kreuz verknoten konnte. Das war vielleicht ein unbewußter Protest gegen die dekadente Offenherzigkeit des Adels (der wiederum von diesem selbst übernommen wurde), aber andererseits täuschte es durch sein Volumen vor, daß darunter mehr sei als tatsächlich vorhanden. Auch die nunmehr langen Ärmel signalisieren einerseits züchtige Bedecktheit, sind aber andererseits so eng, daß sie den Arm eigentlich noch mehr betonen.

Die Frisuren waren groß, aber anders als zuvor eher breit als hoch, und sahen beabsichtigt wirr aus: so rechte Sturm-und-Drang-Frisuren. Nun wurden auch wieder Hüte getragen - das ganze Jahrhundert hindurch hatte nur die Bergère, ein flacher Strohhut mit breiter Krempe, eine Rolle gespielt. Die Hüte waren wie zum Ausgleich für die lange "Durststrecke" besonders groß.


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Die Musik ist Eine kleine Nachtmusik von Wolfgang Amadeus Mozart. Sequenced by J. Thor.