Führung: Männermode des 18. Jh.


Kapitel 6

Sir Christopher Sykes von George Romney, 1786

Hier sieht man die unten weggebogene Vorderkante des Justaucorps nun ganz deutlich. Die Knopflöcher, die bisher von Hals bis zum Saum gereicht hatten,werden im unteren Teil nun ganz weggelassen. Auch daß die Weite der Rockschöße verschwunden ist, ist unübersehbar. Daher wird der Schlitz in der hinteren Mitte nun überlappend (statt wie vorher Kante auf Kante treffend) gearbeitet, da er nun wegen der fehlenden Weite sonst den Blick auf den Hintern freigeben würde - wie unelegant!

Die Weste reicht nun kaum noch über die Taille. Möglicherweise ist sie zweireihig geknöpft, eine Mode, die um 1780-85 herum aufkam. Das Justaucorps hat sämtliche Verzierungen an Taschen, Ärmeln und Schößen verloren, dafür einen Stehkragen gewonnen. Die Schultern sind breiter und sitzen tief auf dem Arm, so daß sich in Kombination mit dem Stehkragen eine durchgehende, vom Ohrläppchen aus fallende Linie ergibt. Die Ärmelaufschläge sind winzig, kaum der Rede wert.

Die neue Einfachheit, in England entstanden, gewinnt auch auf dem Kontinent immer mehr Anhänger. In Deutschland z.B. trägt man die sogenannte Werthertracht - Goethes Roman war ja ein durchschlagender Erfolg -, die der englischen Bürgertracht angelehnt ist. Überhaupt hat sich die Kleidung der oberen Zehntausend der fast vollständig angenähert - ein äußeres Zeichen dafür, daß die Gesellschaft versucht, die aufkeimenden demokratischen Ideen in sich aufzunehmen und so zu entschärfen.

Dementsprechend werden nun die Perücken schlichter oder gar ganz weggelassen. Kaum noch jemand trägt hohe Absätze.


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