Führung: Damenmode des 18. Jahrhunderts


Kapitel Zwei

here be music Declaration of Love by François de Troy, 1731

Liebeserklärung von François de Troy, 1731

Während der 1720er und 30er verbreite(r)te sich der Reifrock wie ein Lauffeuer. Aus der ursprünglich konischen Form wurde eine Kuppel (siehe voriges Kapitel), die dann allmählich vorn und hinten zu einem ovalen Querschnitt abflachte.

Seidenbrokate sind sehr beliebt und zeichnen sich durch starke Kontraste und großflächige Muster aus, die z.T. so geometrisch angelegt sind, daß man sie auf den ersten Blick nie dem 18. Jh. zuordnen würde. Die englischsprachige Literatur nennt diese Muster "bizarre".

Hatte die Contouche zuvor noch im Ruch der (wie man es heute nennen würde) Gammelklamotte gestanden, faßte sie bis um 1730 festen Fuß in der Alltagskleidung auch der "besseren Kreise". Vor allem die Bilder von de Troy, die Adelsvolk bei Vergnügungen im Park oder auf der Jagd zeigen, legen davon Zeugnis ab. Wie die Dame in Dunkelblau zeigt, konnte de Troy sich dem Charme der Rückenfalten ebensowenig entziehen wie Watteau. Sie zeigt aber auch, daß sich nunmehr ein breit-ovaler Reifrock durchgesetzt hat, wie es ihn zu Watteaus Zeiten noch nicht gab.

In diesem Bild führt uns die Dame rechts neben den Watteaufalten auch die flügelartigen Ärmelaufschläge vor, die ich schon im vorigen Kapitel erwähnte. Sie sind noch relativ hoch und eng, kaum weiter als der Ärmel selbst. Die Taille der Robe sitzt immer noch relativ locker. Die linke Dame, mit grau gepuderten Haaren unter einem kleinen bänderverzierten Häubchen, ist ungewöhnlich bedeckt: Die Contouche ist vorn weitgehend geschlossen, und man kann sich gut vorstellen, daß sie gleich die Vorderkanten wie bei einem Morgenmantel übereinanderlegt.

Auch interessant zu sehen ist, daß Strümpfe nicht immer weiß waren: Der Begriff "Blaustrumpf" geht auf einen Zirkel gebildeter Damen des 18. Jh. zurück, der blaue Strümpfe zu seinem Markenzeichen erkor. Frauenstrümpfe konnten alle Farben haben, die die Färbetöpfe hergaben - mitunter sogar bunt geringelt.

In Frankreich und dem ganzen europäischen Festland starb das Manteau um 1720 aus und machte in der Hofmode der Robe de Cour Platz, in der Alltagsmode der Contouche AKA Robe à la Française. In England hingegen entwickelte es sich zur sog. mantua weiter, die dort mindestens ebenso beliebt war wie die Contouche.

Die Haare wurden nach dem Niedergang der Fontange wieder nah am Kopf getragen, schlicht oder in Löckchen hochgesteckt und mit einer kleinen Haube bedeckt, gerne auch mit Sechserlöckchen auf der Stirn, die in Frankreich corniches, in Deutschland Männerfänger hießen.


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Die Musik ist A Serpina, penserete aus dem Intermezzo La serva padrona (1733) von Giovanni Battista Pergolesi. Sequenced by yours truly.